Fördertipps für das zweite Lebensjahr
Mit unterstützender Sprache können Sie die Sprachentwicklung Ihres Kindes fördern.
Mit unterstützender Sprache können Sie die Sprachentwicklung Ihres Kindes fördern.
Nutzen Sie "Korrektives Feedback" anstatt Ihr Kind auzubessern.
Besonders das gemeinsame Ansehen von Bilderbüchern eignet sich hervorragend um Sprache gezielt und richtig zu fördern.
Sobald Ihr Kind gerne plappert und kommuniziert wechseln Erwachsene fast automatisch von der Babysprache zu einer „erwachseneren Sprache“, die das Kind in seiner Sprachentwicklung wieder optimal unterstützt. Kinder reagieren weiterhin besonders sensibel auf die Sprachmelodie, es macht also Sinn „Schlüsselwörter“ im Satz besonders zu betonen um das Sprachverständnis zu fördern. Neue Wörter sollten im Gespräch mehrmals angeboten werden, damit das Kind die Chance hat sich dieses Wort besser zu merken.
Bsp.: Schau, da versteckt sich ein Hund! Weißt du wie der Hund macht? Genau, der Hund macht Wau-wau. Der Hund sitzt hinter dem Busch! Der schaut aber lieb aus.
Der Schnuller kann nach wie vor helfen dem Kind eine emotionale Stütze in bestimmten Situationen zu sein. Das kann in schwierigen Situationen der Fall sein wie z.B. nach der Geburt eines Geschwisterchens, nach einem Trauerfall in der Familie oder als Einschlafhilfe abends. Tagsüber sollte der Schnuller aber nicht mehr verwendet werden und schon gar nicht während des Sprechens. Durch häufiges Schnullern entstehen z.B. Verformungen im Gebiss oder Schwächen in der Mundmuskulatur, die das Sprechen behindern können. Auch wenn Ihr Kind nicht von Anfang an alles richtig aussprechen können muss, so ist es doch nötig auf die körperlichen Voraussetzungen für richtiges Sprechen zu achten. Ein fehlgeformtes Gebiss oder erschlaffte Muskeln gehört nicht dazu!
Eltern reagieren zudem fast automatisch auf die kurzen Äußerungen ihres Kindes und erweitern diese meist zu vollständigen Sätzen. Das passiert auch mit Aussprachefehlern. Die falsch gesprochenen Wörter werden richtig von ihnen wiedergegeben. Auch diese Strategie ist sehr sinnvoll und sollte von Ihnen bewusst zur Förderung der Sprachentwicklung eingesetzt werden. Aber Korrekturen und Verbesserungen sind unbedingt zu vermeiden! Das Kind kann diese Art der Fehlerbehebung noch nicht verstehen und nichts daraus lernen außer „Wenn ich etwas sage, ist es meist falsch und Mama verbessert mich.“ Dieses Verhalten ihrerseits kann dazu führen, dass das Kind immer weniger spricht, was sich negativ auf die Sprachentwicklung auswirkt! Kinder lernen automatisch durch zuhören. Nutzen Sie also diese effektive Lernmethode und verbessern Sie ihr Kind nicht, sondern benutzen Sie stattdessen das sogenannte „Korrektive Feedback“.
Kind: Mama tinten.
Erw.: Du möchtest etwas zu trinken? Komm trink ein bisschen Wasser.
Kind: Auto put!
Erw.: Oje, das Auto ist kaputt! Das Auto hatte einen Unfall. Schau, jetzt ist das Auto kaputt.
Achten Sie auf die Lautäußerungen und Wortproduktionen ihres Kindes, wiederholen Sie diese und fassen Sie sie in Wörter. Achten Sie dann darauf, die Wörter Ihres Kindes zu kurzen Sätzen zu erweitern. Dadurch lernt Ihr Kind auch Wörter für Tätigkeiten und Eigenschaften, die es für die Entwicklung erster Sätze benötigt.
Kind zeigt auf das Bild der Feuerwehr: sch, sch
Mutter: sch, sch, ja das ist die Feuerwehr, die spritzt das Wasser auf das Haus.
Kind: Pip-pip.
Mutter: Pip-pip. Da sitzt der Vogel. So ein großer Vogel!
Der Spracherwerb Ihres Kindes braucht viel Zeit. Kinder lernen Sprache durch Gespräche mit wichtigen Personen ihres Lebens – beim Spielen, beim gemeinsamen Besprechen von Bilderbüchern und während Alltagsaktivitäten wie z.B. beim Hantieren in der Küche, beim Einkaufen gehen und beim gemeinsamen Essen.
Nutzen Sie also diese Gelegenheiten zur Sprachförderung im Alltag und bieten Sie gezielt Sprache an ohne ununterbrochen zu reden!
Bsp.: Zuerst schälen wir den Apfel. Jetzt schneiden wir den Apfel in kleine Stücke.
Als „Sprachinsel“ bezeichnet man eine Tätigkeit oder ein Ritual, welches im Alltag immer wiederkehrt. Das kann ein Essensritual sein, eine Erzählzeit in der Spielecke am Nachmittag oder eine bestimmte Art zu Bett zu gehen. Durch die wiederholte Erfahrung gewinnt Ihr Kind Sicherheit und versteht den Ablauf und somit auch das Sprachangebot in dieser Situation besser. So entsteht nach und nach ein Gerüst, durch dessen Stabilität Ihr Kind einen Einstieg in Sprache findet. Häufige Wiederholungen sprachlicher Aktivitäten unterstützen das Lernen neuer Wörter und Phrasen.
Versuchen Sie doch eine Gute-Nacht-Geschichte in Ihr Abendritual einzubauen!
Reime und Fingerspiele machen nicht nur Spaß, sie fördern auch die Sprachentwicklung und das Sprachverständnis. Durch rhythmisches Sprechen oder Singen in Kombination mit einer Handlung fesseln Sie nicht nur die Aufmerksamkeit Ihres Kindes und lenken sie auf die Sprache, sondern ermöglichen ihrem Kind auch verschiedene Klangmuster unterscheiden zu lernen.
Bsp: Tupf auf die Nase, tupf auf den Mund. Tupf auf die Stirn, die Wangen so rund. Tupf auf den Bauch, auf die Brust Tupf Tupf. Nur an den Ohren, da heißt es Zupf Zupf (mit dem Finger die beschriebenen Körperteile zeigen).
Beobachten Sie, wofür sich Ihr Kind gerade besonders interessiert und lassen Sie sich zum Sprechen über genau diesen Gegenstand oder diese Aktivität verführen.
Das Erlernen von Sprache ist erwiesenermaßen effektiver, wenn Sie dem Interesse Ihres Kindes folgen, anstatt Ihrem Kind Ihre Themen aufzudrängen.
Wenn Eltern hinhorchen, antworten und adäquat auf die Gestik und Mimik Ihres Kindes reagieren, ermutigen Sie Ihr Kind zur Kommunikation. Sie müssen Ihrem Kind aber auch Zeit geben, seine Gedanken und Absichten selbst in Worte fassen zu dürfen – das kann schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Setzen Sie Ihr Kind dabei nicht unter Druck sondern versuchen Sie alle Kommunikationsversuche positiv zu bestärken.
Stellen Sie viele sprachfördernde Fragen, bei denen es nicht genügt nur mit JA/NEIN oder nur mit einem Wort zu reagieren. Viel besser eignen sich sogenannte „offene Fragen“
aber auch das gezielte Nachfragen zur Kommunikationsförderung. Diese halten ein Gespräch im Fluss und führen dazu, dass sich eine natürliche Kommunikation entwickelt.
Bsp: Was ist denn da los? Was habt ihr denn gemacht? Was hast du dort alles gesehen? Und NICHT: Wo ist der Bär? Ist das ein Lastwagen? Was ist das?
Besonders das gemeinsame Ansehen von Bilderbüchern eignet sich hervorragend um Sprache gezielt und richtig zu fördern. Ihr Kind kann ein für sie/ihn interessantes Thema auswählen und sich aktiv am Anschauen beteiligen (z.B. durch Umblättern, Zeigen, selbst Kommentieren). Entscheidend ist hier, dass das Kind hier nicht nur Sprache hört, sondern durch ansprechende Bilder auch selbst zum Sprechen motiviert wird.
Erzählen Sie also nicht nur Geschichten, sondern lassen Sie sich selbst etwas von Ihrem Kind erzählen. Geben Sie Ihrem Kind das Buch in die Hand, lassen Sie es selbst umblättern. Warten Sie ab, bis es auf etwas zeigt, schaut oder mit einfachen Lauten oder Wörtern benennt und geben Sie dann Ihre Kommentare dazu. Achten Sie darauf, Ihren Sprachanteil kurz zu halten, sodass Ihr Kind gleich wieder die Chance hat, sich zu äußern. So entsteht ausgewogene und für das Kind motivierende Kommunikation. Das klassische Vorlesen ist erst für ältere Kinder ab rund 4 Jahren wichtig.
Der Fernseher wirkt auf die meisten Kinder magisch anziehend. Im 2. Lebensjahr können Sie ihr Kind an das neue Medium heranführen, wenn Sie beachten, dass eine Fernsehsendung, auch wenn es eine Kindersendung oder sogenanntes „Babyfernsehen“ ist, immer noch zu komplex ist für Ihr Kind um es sich alleine anzusehen. Außerdem sollte unbedingt ein Zeitlimit von max. 10 Minuten täglich gesetzt werden. Die schnell wechselnden Bilder und Worte überfordern das Kind noch, es kann nicht allem gleichzeitig folgen. Sie können aber eine kurze Sendung mit schönen Bildern auswählen und das Geschehen selbst kommentieren und so das Tempo etwas drosseln. Kinder lernen Sprache nur durch Interaktion mit Personen, nicht durch reines Zuhören beim Fernsehen oder CD Hören.
Quellen:
Kannengieser, S.: Sprachentwicklungsstörungen.
Gebauer-Sesterhenn, B.; Pulkkinen, A. & Edelmann, K.: Die ersten 3 Jahre meines Kindes.
Sprache entdecken. Frühe Sprachförderung im Alltag. Tipps für Eltern.
Buch- und Spieltipps für das 2. Lebensjahr: