Kleinkinder lernen durch das gemeinsame Spielen und Reden mit Bezugspersonen. Beim Fernsehen fehlt diese wichtige Interaktion mit anderen. Sie lernen daher aus Medien nichts Neues. Sie verbessern weder ihre Gedächtnisleistung noch ihre Sprachfähigkeit. Besser also auf das Fernsehen, Video- und App-Schauen verzichten in diesem Alter!
Bewegte Bilder wie im Fernsehen oder in Baby Apps geboten, faszinieren schon die kleinsten Kinder. Ab dem Alter von 3 Monaten sind Kinder in der Lage, bewegten Bildern zu folgen. Sie reagieren schon auf Farben und Geräusche. Das macht auch fernsehen für die Kleinsten schon attraktiv. Der Fernseher wird vor allem vom Krabbelbaby ausgiebig begutachtet. Das passiert vor allem dann, wenn darauf lustige Bilder erscheinen und Geräusche ertönen. Aber ist das Fernsehen für die Kleinsten schon sinnvoll?
Ein ganzer Industriezweig widmet sich mittlerweile dem Thema Babyfernsehen und der Förderung der Sprachentwicklung sowie der Denkleistungen von Babys. Es gibt DVDs, Apps und Fernsehserien mit klingenden Namen wie „Baby Einstein“ oder „Baby Genius“, die uns glauben lassen, unser Kind mit diesem Medienkonsum gezielt fördern zu können.
Die Wissenschaft spricht hier aber eine andere Sprache. Viele Studien zum Thema „Förderung von Kleinstkindern durch Medienkonsum“ sind sich einig darin, dass Kinder unglaublich schnelle Lerner sind. Es liegt in ihrer Natur Dinge sozusagen nebenbei zu erfassen, sie sind biologisch dafür veranlagt. Die Biologie hat dazu zwei geniale Mechanismen in die Kinder eingebaut. Den Mechanismus der Imitation und den Mechanismus der Interaktion. Durch das Beobachten und Nachmachen (= Imitation) von älteren Kindern oder Erwachsenen und durch das gemeinsame Tun (= Interaktion) beim Sprechen und Spielen, lernen Kleinstkinder komplex zu denken und zu sprechen. Es braucht keinen zusätzlichen Motor von außen, damit die Kinder diese Fähigkeiten entwickeln. Ganz im Gegenteil! Die Wissenschaft hat bereits herausgefunden, dass Medien die Kinder in ihrer Entwicklung sogar eher hemmen statt unterstützen! Grund dafür ist das fehlende gemeinsame Tun (= Interaktion) beim Zusehen. Auch gut ausgeklügelte Sendungen oder Spielchen, die das Kind zum Mitmachen animieren sollen haben hier leider nicht den gewünschten Lerneffekt gezeigt. Kleinstkinder empfinden Medien wohl als interessant, aber nicht als animierend. Die Natur hat kein Lernen durch bewegte Bilder vorgesehen. Kleinstkinder müssen ihre Welt im wahrsten Sinne des Wortes „be-greifen“ um etwas dazulernen zu können. So entwickelt sich Sprachen und Denken durch das ansehen, angreifen, ausprobieren, vorführen und benennen von Dingen durch Mama oder eine andere Bezugsperson.
Quellen: Diergarten & Nieding (2012)