Kinder zwischen 2 und 3 Jahren können langsam und für eine kurze Dauer pro Tag von max. 15-30 Minuten an neue Medien herangeführt werden. Beim Fernsehen und Videoschauen empfiehlt sich unbedingt das „Co-Viewing“, also das gemeinsame Schauen. Kinder brauchen in diesem Alter einen Erwachsenen, der Inhalte für sie erklärt, soziale Handlungen verdeutlicht und bei sprachlichen Verständnisproblemen weiterhilft. Während des Schauens sollten Sie als Erwachsener also kommentieren und nach dem Fernsehen über das Gesehene reden. Sprachlernspiele sind unnötig, da Kinder Sprache über gemeinsames Sprechen lernen. Auch ist Fernsehen keine Beruhigung für Kleinkinder, sondern eine aufregende Aktivität und sollte daher nicht vor dem Schlafengehen stattfinden.
Ein Kind zwischen 2 und 3 Jahren ist gerade dabei seine Sprachfähigkeiten deutlich zu erweitern. Es kommt in dieser Zeit häufig zu einem regelrechten Wortschatzspurt der Kinder, einer Zeit in der sie schnell neue Wörter lernen. Sie beginnen Wörter zu längeren Einheiten zu kombinieren und entwickeln ihre ersten grammatikalischen Fertigkeiten. Gegen Ende des 3. Lebensjahres, mit 3 Jahren, sind sie dann sogar fähig kurze Sätze zu bilden. Eine fantastische Entwicklung, die leider nicht durch Medienkonsum gefördert werden kann.
Aber warum ist das so?
Schuld daran, dass unsere Kinder nur bedingt Sprache durch Fernsehen oder App-Spiele lernen, ist das sogenannte „Videodefizit“. Sendungen ohne Moderator, der die Handlungen mitkommentiert, sind auch für Kinder im Krabbelstubenalter noch zu komplex, als dass sie daraus Neues lernen könnten. Es handelt sich hier also um reine „Berieselung“ der Kinder durch solche Serien, wodurch die Zeit für echte Lernsituationen wie z.B. gemeinsames Spielen, Bücher ansehen, selbst etwas Bauen etc. genommen wird. Sendungen mit Moderator wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Bobo Siebenschläfer“, „Sesamstraße“ usw. haben hier einen klaren Vorteil: für kurze Zeit – etwa 15-30 Minuten, können Kinder in diesem Alter durch das Beobachten, Mitkommentieren und Erklären durch den Moderator schon Wörter dazulernen, so lange etwa reicht ihre aktive Aufmerksamkeit, um sich aus dem Gesehenen etwas zu merken. Allerdings in geringem Ausmaß, wie die Wissenschaft festgestellt hat. Es muss also klar sein, dass Fernsehen und Sprachförder-Apps die Sprachentwicklung nicht wirklich vorantreiben können, dazu fehlt auch hier das gemeinsame Tun – die Interaktion – die wichtig ist um wirklich Wortschatz aufzubauen, die Aussprache korrekt zu lernen und Sätze bilden zu können.
Zudem zeigen Studien, dass Kinder Medien anders nutzen als wir Erwachsenen. Während wir uns nach einem anstrengenden Tag vor dem Fernseher entspannen können, steigert das Fernsehen bei Kleinkindern deutlich das Aktivitätsniveau. Schuld daran ist, dass Kinder bis zum Schulalter Wirklichkeit und Fiktion nicht auseinander halten können. Für sie sind die Geschichten im Fernsehen real und spannend, sie regen zum Nachdenken, sich fürchten oder zum lustig sein an, nicht aber zur Entspannung.
Quellen:
Diergarten & Nieding (2012)
Tipps zum Umgang mit digitalen Medien – Pro Mente OÖ